Bad Bramstedt (em/kv) Agnes steht im Haus ihrer verstorbenen Eltern. Hier ist sie aufgewachsen, hier haben Vater und Mutter 60 Jahre lang gewohnt nun muss es geleert werden. Wo fängt man an?

Im Keller oder auf dem voll gestopften Speicher? An jedem Gegenstand scheint noch so viel Leben zu hängen, ein vertrauter Geruch oder eine Geschichte! Behalten? Verschenken? Verkaufen? Wegwerfen? Erinnerungen an die Familie und die eigene Kindheit springen aus Schubladen und Schränken. Agnes stolpert über Briefe und Tagebücher, die nicht für sie bestimmt waren. „Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg“, hatte ihr ein Entrümpelungs-Profi geraten.

Wenn das so einfach wäre Gilla Cremer brilliert in ihrem Solo „Die Dinge meiner Eltern“. Am Ende hat der Tisch die Unterhaltung eingestellt, das Besteck schweigt. Die Dinge haben ihre Sprache verloren. Es sind einfach nur noch Dinge. Agnes hat den Haushalt ihrer Eltern aufgelöst. Vor der Haustür steht der voll gepackte Container des Entrümpelungsunternehmens. Was bleibt, sind Erinnerungen

Gilla Cremer nimmt die Zuschauer in jeder Szene an die Hand und in der Regie von Dominik Günther gelingt ihr die punktgenaue Balance zwischen anrührenden und komischen Momenten. Viele von ihnen kennen diese biografischen Schnitte, haben sie durchlebt und durchlitten: Den Tod der Eltern, das Auflösen von deren Haushalt, die Wucht der Emotionen, die aus der Vergangenheit heranrollen und auf die man nicht vorbereitet ist. Wenn schlichte Dinge Spiegel, Koffer, Nähmaschine die Erinnerung wachrufen und von damals zu erzählen beginnen. Gilla Cremer hat diesen Stoff in ein bewegendes, bitterhumoriges Solo übersetzt.

Am Sonntag, 20. Januar 2019 um 18.30 Uhr findet die große Aufführung statt. Tickets sind im Tourismusbüro Bad Bramstedt oder online unter www.theater-bad-bramstedt.de erhältlich. Eine Kooperation mit den Hamburger Kammerspielen und dem Theater Wolfsburg.

Foto: ©Arno Declair